September 2018

Infrastruktur

Avacon startet Modernisierungs-Programm für Hochspannungsmasten

Avacon modernisiert in den kommenden 15 Jahren rund 8.600 der 21.000 Hochspannungsmaste im Netzgebiet. Hintergrund ist eine VDE-Richtlinie, welche neue Anforderungen an die Tragfähigkeit der Masten bei Eis und Wind stellt.

Der eigentliche Auslöser für das umfangreiche Ertüchtigungsprojekt von Hochspannungsmasten liegt Jahre zurück. Mächtiger Schneefall und Eisregen hatte im Münsterland 2005 großflächige Netzstörungen ausgelöst. 50 Hochspannungsmaste waren wie Streichhölzer umgeknickt. Die Stromversorgung war teilweise tagelang unterbrochen und die Menschen saßen im Dunkeln.
Als Konsequenz dieses Wetterphänomens stellten die Bundesnetzagentur und der „Bund-Länder-Ausschuss Elektrizitätswirtschaft“ Anforderungen an Bestandsmasten. Mit diesem Arbeitsauftrag erarbeitete eine Projektgruppe im Verband deutscher Elektrizitätswirtschaft (VDE) eine handfeste Richtline für den Nachweis der Standfestigkeit von Masten. Projekte solcher Art nehmen viel Zeit in Anspruch und so hat der VDE im August 2014 die Richtlinie in Kraft gesetzt, nach der Hochspannungsmaste teilweise oder sogar komplett erneuert werden müssen. Der sperrige Begriff der Richtlinie hierfür lautet exakt: FNN Anwendungsregel 4210-4 „Anforderungen an die Zuverlässigkeit bestehender Stützpunkte von Freileitungen“.

Wie stark müssen Freileitungen sein?
In dieser Vorschrift wurde bestimmt, wie tragfähig bestehende Maste bei Schnee und Wind sein müssen. Ausgehend von dem Ereignis im Münsterland erhielt die Berücksichtigung der Eislast die höchste Priorisierung für die Bearbeitungsabfolge der ermittelten Maste, dann folgten Windlast und Thomasstahl. Um zu ermitteln, bei welchen Masten das Gefährdungspotential am höchsten ist, wurden sie nach Standorten klassifiziert. Für Maste an Autobahnen, Bahnstrecken, Bundesstraßen und Wasserstraßen wurde ein höheres Zuverlässigkeitsniveau gefordert, als für Maste an Parkplätzen, Kleingärten oder Feldwegen. Mit anderen Worten: Zuerst werden Maste an stark frequentierten Verkehrswegen erneuert, weil dort die Auswirkungen nach einem Mastbruch größer sind als an Feldwegen.

Teamübergreifende Zusammenarbeit
„Das alles klingt einfacher als es in Wirklichkeit ist. Hinter der Auswertung stecken eine Vielzahl an feinstreifigen, komplexen Auswertungen, wie z.B. auch das Verfahren zur Standort-Ermittlung der betroffenen Maste, das auf den Daten des Laserscanning-Projekts beruht. Hunderte von Positionen wurden in mühsamer Kleinarbeit von dem zuständigen Team bei Avacon zusammengestellt, geprüft und ausgewertet. Dies haben wir nur durch die gute bereichsübergreifende Zusammenarbeit geschafft,“ betont Matthias Peek in seiner Funktion als Umsetzungsverantwortlicher im Team Bau und Betrieb, der das Projekt, auch in enger Zusammenarbeit mit Regina Fechner, Projektleiterin im Team Planung/Bau Gashochdruck und HS-Leitungen, bearbeitet.

Der Weg bis zum Beginn der Arbeiten
Das Team hat von rund 21.000 Masten über 8.600 ermittelt, die teils oder ganz erneuert werden müssen. Solche Instandsetzungsarbeiten können nicht von heute auf morgen umgesetzt werden, sondern müssen geplant und mit allen Beteiligten abgestimmt werden. Den ausgedehnten Zeitraum von 15 Jahren für den Budgetrahmen fordern technische sowie rechtliche Bedingungen ein. Daher wird die Gesamtmaßnahme mit einem Budget von über 200 Millionen Euro über diesen Zeitraum gestreckt. Genauso wichtig wie das Budget sind die Spezialfirmen, die Kapazitäten dafür einplanen müssen. Auf dieser Basis ging der Einkauf in die Verhandlungen. Die große Herausforderung war es freie Kapazitäten mit Festpreisen für die ersten fünf Jahre festzuzurren. Mehrere Vorgespräche mit den Firmen waren nötig, bis die Internetauktion zustande kam.
„Dadurch, dass wir die Statik, die Trassierung und auch die Mastverstärkung zusammen vergeben haben, war der Auftrag für die Firmen äußerst attraktiv. So konnten wir die Kapazitäten der Firmen zu guten Preisen einkaufen. Außerdem haben wir jetzt Planungssicherheit für die Umsetzung der FNN-Anwendungsregel und geringeren internen Steuerungsaufwand für die Beschaffung durch Wegfall von vielen kleinteiligen Vergabeverhandlungen,“ erklärt Lea Jonczyk zuständig für die Abwicklung im Einkauf.
Vier Leitungsbaufirmen können nun jährlich bis zu 1000 Maste statisch überprüfen und unter Beachtung der behördlichen Genehmigungsverfahren die entsprechenden Baumaßnahmen umsetzen. Nun kann das Hochspannungsnetz bei Avacon in den nächsten 15 Jahren entsprechend der Normen ertüchtigt werden.